Warum geheime Aufträge bei der Partnerwahl aufgedeckt werden sollten

Wonach wählen wir unsere Partner aus?

Nach welchen Kriterien suchen wir uns eigentlich unsere Partner aus? Professionelle Partnervermittlungen sind sehr daran interessiert, diesen Code zu knacken. Aber ganz so einfach scheint es nicht zu sein.

Der eine bevorzugt vielleicht ein spezielles optisches Erscheinungsbild, der andere achtet auf möglichst gleiche Interessen. Wieder andere halten besondere innere Werte und Eigenschaften für entscheidend. Lebenseinstellungen und die Haltung zur Kinderwunschfrage sollten auch genauso „passen“, wie die allgemeine Auffassung von Benimmregeln und Etiketten.

Und dann gibt es natürlich auch die Liebe auf den ersten Blick. In Sekundenschnelle passiert sie. Unsere Intuition und unser Bauchgefühl geben uns die Richtung vor: Der oder die ist es! Und zack, sind wir bis über beide Ohren verliebt. Unsere Glückshormone tanzen Tango und wir erkennen uns kaum wieder.

Die Phase der Verliebtheit mit ihrem rauschähnlichen Effekt versetzt uns in einen Ausnahmezustand. Wir wollen so viel Zeit wie möglich mit unserem Schatz verbringen und alles andere tritt zunächst zurück. Zusammen werden viele „erste Male“ geteilt und wir erkunden einander mit großer Faszination und Bewunderung.  Wir machen in dieser Phase einzigartige und wunderschöne Erfahrungen miteinander.

Messlatte für die gemeinsame Zukunft

Die vielen schönen Momente und Empfindungen legen aber Spuren in unseren Erwartungen.                                                                                                       „So schön wie jetzt wird es mit Dir immer sein.“

Und klar, die besonders zuvorkommende Art, das Ablesen jedes Wunsches an den Augen, die ungeteilte Aufmerksamkeit und die vielen Momente, in denen wir spüren: „Ich bin seine/ihre absolute Priorität:“ – erfüllen uns.

Daran knüpfen wir unbewusst die Erwartung: „Was ich jetzt mit Dir erlebe, werde ich auch in Zukunft so mit Dir erleben, denn ich kenne Dich ja jetzt und weiß, wie Du bist.“

Aber ist das denn wirklich so?

Wer schon mal bis über beide Ohren verliebt war, kann sicher bestätigen, dass wir uns in dieser Phase stets von unserer Schokoladenseite zeigen. Und wir sind sehr wachsam und beobachten die Reaktionen unseres Partners genau. So tragen wir dafür Sorge, dass der Strom der Bewunderung nicht abbricht. Wir kokettieren und wachsen hier und da auch über uns selbst hinaus.

Unbewusst modellieren wir uns gegenseitig

Was bedeutet das?

Wenn wir herausgefunden haben, was wir tun müssen oder wie wir uns verhalten müssen, damit wir unser Gegenüber weiterhin in Verzücken versetzen, dann tun wir das. Es ist uns zunächst aller Mühen wert und das gute Gefühl, geliebt zu sein, treibt uns an.

 Auf diese Weise übernehmen wir (oftmals ganz unbewusst) die Rolle, in der uns unser Partner/unsere Partnerin am liebsten sieht. Vielleicht mag sie/er es besonders zuvorkommend behandelt zu werden? Oder dankt sie/er es mit großer Zuneigung, wenn ihr/ihm Vieles ungefragt abgenommen wird? Braucht er/sie besonders viel Zuspruch, weil sich ein Gefühl großer Überforderung und Unsicherheit im Alltag verspürt? Ist es gerade das Chaotische an ihr/ihm, dass angesichts der eigenen Ordnungsliebe so faszinierend ist?

Was auch immer es ist, es ist bereits Teil der Liebesbeziehung geworden und gibt als gemeinsam erlebte Erfahrung die Messlatte für die Zukunftserwartung vor.

Willkommen im Alltag

Wann kommen Paare in eine Beratung?

Meiner Erfahrung jedenfalls niemals in der Verliebtheitsphase.

Sie kommen, wenn sich im Alltag Stolpersteine gezeigt haben, die das Paar und die Liebesbeziehung zu Fall bringen können. Auch wenn es zu Anfang nicht deutlich ausgesprochen wird, sind es dabei vor allem die geheimen Aufträge und sie sich daran anknüpfenden Erwartungen, mit denen die Liebenden zu kämpfen haben.

Ein erster Schritt besteht dann zuerst darin, den eigenen geheimen Auftrag an den anderen zu erkennen. Das klingt einfacher als es in Wahrheit ist, denn an dieser Stelle spielt unsere individuellen Prägungen eine große Rolle. Wir machen uns unser eigenes Verhalten nicht permanent bewusst, sonst könnten wir angesichts der Fülle von Eindrücken unseren Alltag kaum bewerkstelligen. Viele unserer Handlungen sind daher unbewusst.

Welche klassischen geheimen Aufträge gibt es:

    1. Sei mein Zwilling – in Dir möchte ich mich (wieder)finden!

    Bitte keine bösen Überraschungen. Stattdessen lieber einen Partner oder eine Partnerin, der oder die so denkt, fühlt und handelt wie ich. Denn dann fühle ich mich sicher, weil ich weiß, was mich erwartet. Ich sehne mich nach Übereinstimmung. Sei stets wie ich und alles wird gut!“

    Gefahr: Wenn Du mit diesem Auftrag nach deinem Partner suchst, ist Deine Aufmerksamkeit allein auf die Gemeinsamkeiten ausgerichtet. Mögliche Unterschiede, die schon zu Beginn sichtbar sind, übersiehst Du.

    Eine Beziehung, die überwiegend auf Gemeinsamkeiten basiert, kann gerade wegen des Fehlens von Distanz und Unterschiedlichkeit, auch genau daran ersticken.

     

    1. Vervollständige mich – Gib‘ mir das, was ich nicht habe!

    Bitte fülle meine Lücke mit Deiner Andersartigkeit. Ergänze mich da, wo ich noch Defizite habe, denn nur mit Dir bin ich vollständig!“

    Gefahr: Wenn der gemeinsame Nenner aber zu klein ist, dann fehlt der Liebe wiederum die Nähe, die sie zum Gedeihen braucht. Zudem gibt es viele Differenzen, um die mitunter hart verhandelt wird.

     

    1. Mach mich größer und lass mich an Dir wachsen!

    Alleine gelingt es mir kaum, mich weiterzuentwickeln, aber an Deiner Seite wachse ich über mich hinaus.“

    Gefahr: Dieser geheime Auftrag ist vergleichsweise unauffällig, weil Du allein davon profitierst, dass Du Dich an der Seite Deines Partners/Deiner Partnerin weiterentwickeln kannst. Daran ist nicht zwangsläufig eine direkte Erwartung geknüpft.

     

    1. Fasziniere und entertaine mich!

    Mit Dir wird es niemals langweilig. Lass es immer spannend und aufregend bleiben, damit ich mich so lebendig wie jetzt fühle.“

    Gefahr: Das Tempo und die Abenteuerlust der Verliebtheitsphase ist selten alltagstauglich. Irgendwann kommen zwangsläufig Routinen. Wenn Du aber von Deinem Partner/Deiner Partnerin permanent erwartest, Deinen Erlebnishunger und Deine Unruhe zu stillen, wird es anstrengend. Die Kunst hier ist es, eine Balance zwischen Langeweile und Unternehmungen zu finden. Kein Partner sollte fortwährend der Entertainer des anderen sein müssen.

     

    1. Bestätige mir, dass ich Dein (konkurrenzloser) Lieblingsmensch bin

    Erkläre mich zu dem wichtigsten Menschen in Deinem Leben, indem Du mir Deine Liebe zeigst. Nichts Anderes und niemand sonst hat diesen Platz in Deinem Herzen inne!“

    Gefahr: Das Bedürfnis nach Anerkennung, Verbindlichkeit und Liebe, welches sich hinter diesem Geheimauftrag verbirgt, ist mit das wesentlichste Grundbedürfnis von uns Menschen. Eine Gefahr besteht hier dann, wenn Dein Partner/Deine Partnerin eine andere Auffassung von Treue hat oder eine andere Sprache der Liebe spricht. 

     

    1. Nimm‘ mich so wie ich bin

    Ich bin nicht perfekt und kenne meine Schwachstellen, aber Du liebst mich so wie ich bin und das macht mich glücklich. Ich kann endlich so sein, wie ich bin und werde so akzeptiert!“

    Gefahr: Dieser geheime Auftrag lässt die Beziehung dann stolpern, wenn ein Partner das zunächst tolerierte Verhalten mit einem Male nun doch nicht mehr billigt. Das ist schnell passiert, weil die Verliebtheitsbrille zu Anfang bewirkt, dass 15 Minuten Verspätung oder andere unpopuläre Verhaltensweisen geflissentlich übersehen werden. Beim Gegenüber entsteht dabei aber ein Gefühl von: „Der oder die nimmt mich so wie ich bin und stört sich daran nicht.“

    Wenn genau daraus aber im Laufe der Beziehung scharfe Kritikpunkte werden, ist das zumindest für die eine Seite schwer nachvollziehbar.

     

    1. Rette mich

    Bitte befreie mich aus den Fängen meines Elternhauses und mach wieder gut, was „die“ verbockt haben.“

    Gefahr: Wir alle bringen mehr oder weniger ausgeprägte seelische Blessuren mit in eine Beziehung. Wenn aber an den Partner/ die Partnerin die Erwartung gerichtet wird, alte Kindheitsmuster aufzulösen oder „wegzumachen“ dann droht die Beziehung in eine Schieflage abzurutschen. Es ist niemals Aufgabe eines Partners den anderen in irgendeiner Weise zu therapieren oder zu heilen. Da aber die anfängliche Euphorie der Verliebtheitsphase oftmals den Anschein genau dieses Effektes aufweist, wird er dann im weiteren Verlauf der Beziehung regelrecht erwartet. Als Therapeut ist jeder Partner in einer Liebesbeziehung aber schnell überfordert.

Zeit, die Karten aufzudecken

Wenn die Verliebtheitsphase vorbei ist und sich erste Reibungspunkte zeigen, ist genau das ein guter Zeitpunkt, um die Beziehung noch einmal nachzujustieren.

Jetzt bietet sich die Gelegenheit offen und ehrlich über die gegenseitigen Erwartungen, Versprechen, Hoffnungen, Sehnsüchte und Träume zu verhandeln.

Wenn die bei der Partnerwahl verdeckten Geheimaufträge erstmal entlarvt sind, ist der Weg frei für eine tragfähige und belastbare Beziehungsbasis. Das bedeutet nicht, dass sich die Positionen oder Rollen der Partner zu ändern haben. Allein entscheidend ist, dass die Karten offen auf den Tisch kommen und beide sich darüber bewusst werden, was sie sich eigentlich von ihrem Gegenüber wünschen.

Nur Bewusstes kann auch bewusst verändert oder erfüllt werden!

Was geschieht, wenn dieser Schritt des offenen und reflektierten Austauschs eben nicht erfolgt, lässt sich leider sehr häufig beobachten: Irgendwann nach einer gewissen Zeitspanne versuchen die Partner gegenseitig die Persönlichkeit, die Wertesysteme, die Gewohnheiten oder die Überzeugungen zu ändern. Und das obwohl sie sich doch gerade so ausgewählt haben wie sie sind…jetzt wünschen sie sich, der andere möge doch ganz anders sein…

Diese Änderungsversuche sind häufig von viel Streit und beschämender Kritik begleitet und daher echte Liebeskiller.

Was bedeutet das konkret?

Leider warten Paare immer sehr lange ehe sie in eine Beratung kommen. Bis dahin hat meist die emotionale Grundlage der Partnerschaft schon mehr Schaden genommen, als es notwendig wäre. Der große Vorteil, den eine frühe Beziehungsarbeit mit sich bringt, liegt in der Perspektive. Wer schon gleich zu Beginn die Weichen bedürfnisorientiert und für den anderen transparent einstellt, vermindert die Gefahr einer Irrfahrt erheblich. Stattdessen ist der Weg frei für eine lange gemeinsame Reise auf der Basis von gegenseitigem Respekt und Wertschätzung.

Ich bin gerne da für Euch, wenn Ihr herausfinden möchtet, welche geheimen Aufträge Euch bei der Partnerwahl (mit)geleitet haben könnten, und was ihr mit dieser Erkenntnis Wertvolles für Euch kreieren könnt.

 

Herzlichst,

Eure Arlyn

Der große Vorteil einer frühen Beziehungsarbeit liegt in der Perspektive. Je stabiler die Basis, umso größer die Tragkraft.

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